Schreiben - Schocktherapie, Strafe, Lust....
Als Kind wird M.H. Augenzeuge eines schrecklichen Grossbrandes. Das Luxushotel Walhalla in St. Gallen brennt bis zu den Grundmauern nieder. Kurz darauf schreibt M.H. seine ersten Gedichte.
Auch später ist der Anlass des Schreibens oft ein unfreiwilliger. Weil er befürchtet, seine Kameraden könnten ihn auf der Spielwiese verhauen, bleibt er zu Hause und schreibt. Der Einakter „Nachtzug“ entsteht, nachdem ihn seine erste Freundin verlassen hat. Die meisten andern Werke schreibt M.H. als arbeitsloser Schauspieler. (Ich darf nicht spielen, also muss ich schreiben!)
Schreiben ist nichtsdestotrotz eine Lust, sagt M.H. Das Suchen beim Schreiben ist eine Lust, und das Finden ist noch die grössere.
Persönliche Stimmen zum Roman
Die Fahrt aus der Haut
Das war wirklich toll. Und Deine Authentizität bei gleichzeitigem Stilbewusstsein wunderbar.
> Ein Buch ist ja dann am besten (seltsamerweise) wenn es auch als Fiktion (als Metapher) wahr ist. Wahr sein können, das Schreibgeheimnis.
Rolf Leemann
hey martin - ich bin auf s. 157 kurz vor schluss - ich finde das buch sehr stark. eindrücklich und unterhaltsam. was ich jetzt schon sagen kann, ich finde beide erzählstränge interessant und lina kommt am schluss fast zu kurz, bin gespannt, wie es zuende geht….
Lieber Martin,
ich möchte weiterlesen - und weiter. Du hast ein berührendes Buch geschrieben. Danke.
Lieber Martin, ich hab’s mehr oder weniger in einem Zug durchgelesen - das mache ich selten und nur bei Büchern, die mich packen. Ja „Die Fahrt aus der Haut“ ist kompakt, schnörkellos, unprätentiös, tiefgründig und sehr ehrlich geschrieben. Die Direktheit tut manchmal fast weh. Einziger Wermutstropfen: man möchte weiterlesen und es ist einfach zu Ende…
Die Fahrt aus der Haut, der neue Roman des 1951 in St. Gallen geborenen Schriftstellers, Schauspielers, Kabarettisten und Sprechers Martin Hamburger beginnt mit diesem Bekenntnis seines Protagonisten Dieter Lantmann: „Bevor mir Lina über den Weg gelaufen ist, habe ich mich nie mit Prostituierten eingelassen.“ Es wird schnell klar warum. Er hat ein seltenes Leiden, einen Brustkorb, der aussieht wie eine Burgruine. „Eine Picassobrust“, wie sein Arzt spöttisch sagt. Sie macht ihn zu einem Einsamen, der deswegen verspottet wird und sich schämt. Aufgewachsen ist Lantmann, gleich wie der Autor, in einem als miefig dargestellten St. Gallen, in einer Krämerfamilie auf dem Rosenberg mit allerhand interessanten Verwandten, zum Teil mit jüdischem Hintergrund. Der St. Galler-Zweig versucht ihn zu verdrängen, wird aber bei einem dramatisch beschriebenen Leichenmahl im Hotel Ekkehard mit ihm konfrontiert. Wie der Autor wird Lantmann Schauspieler und Sprecher, autobiografische Vermutungen liegen also nahe. Dennoch, dies ist ein Roman und keine Autobiografie. (…) Hamburgers Schreibstil ist schnell, ja fast rasant, süffig auch, und sprachlich gekonnt. (…) ein Buch, das streckenweise auch echt komisch ist - und berührt.“
Richard Butz in „Saiten“. Ostschweizer Kulturmagazin